DER TOD im LEBEN in den Zeiten der ABC WAFFEN

Eine kritische Analyse der Kultur der Gewalt und der existenziellen Bedrohung durch ABC-Massenvernichtungswaffen

von Hermann Kast





Im Gegensatz zur Bewältigung der fortschreitenden Klimaerwärmung kann man die Abschaffung der ABC Waffen mit einem politischen Federstrich besiegeln und in absehbarer Zeit durchführen!



Zusammenfassung

Vor ca. 10 000 Jahren begann in einigen Regionen der Welt eine signifikante Bevölkerungszunahme, was zur Verknappung traditioneller Jagdressourcen führte. Dies wiederum trug indirekt zur Entstehung einer neuen Tradition bei - dem Jagen und Töten von Menschen innerhalb und ausserhalb der Gruppen und Gesellschaften.

Die sogenannte neolithische Revolution brachte allmählich den Übergang zum Ackerbau, zur Viehzucht und zur sesshaften Lebensweise mit sich. Parallel dazu spielte die Homizid-Revolution, die neue Kultur des Tötens von Menschen, eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Herrschaftsstrukturen, Sklaverei, Folter, Mord und Kriegsführung.

Damals ist der rücksichtslose Gebrauch des Rechts des Stärkeren entstanden und das prägt die Welt in Form von Willkür und als letzte Instanz zur "Lösung" von Konflikten bis heute. Es zeigt sich z.B. in der weltweiten Notwendigkeit von Gefängnissen sowie in der Existenz von Militär in nahezu jedem Land.

Heutzutage stellt das Prinzip der Gewalt als Mittel der Politik eine Bedrohung für die Zivilisation und möglicherweise die gesamte Menschheit dar, insbesondere wenn es zu einem grossen Dritten Weltkrieg mit dem Einsatz von ABC-Massenvernichtungswaffen kommt. Diese Bedrohung bedeutet die ständige Präsenz der Möglichkeit maximalen Unglücks in unserem Leben sowie in unserem Bewusstsein, nämlich den gewaltsamen Tod von Milliarden von Menschen und das unermessliche Leiden der überlebenden.

Dennoch dürfen wir nicht zulassen, dass die Aussicht auf diese mögliche Tragödie unser gegenwärtiges Leben vergiftet. Das ergibt keinen Sinn. Denn der Grund für den Kampf zur allgemeinen Abschaffung von Gewalt und insbesondere von Gewaltmitteln wie ABC-Waffen liegt im Streben der Menschen nach einem guten Leben sowohl heute als auch in der Zukunft.

Angesichts der Tatsache, das friedliebende Menschen im Moment wenig gegen diese Bedrohung unternehmen können, ist es wichtig, die Weltöffentlichkeit offensiv und kontinuierlich über diese Gefahr zu informieren, die wie ein Damoklesschwert über uns hängt.

Was kann in nächster Zeit passieren und gibt es ein Kraut dagegen?
Die Freiheit der Menschheit - was sie bestimmt nicht ist!




DER TOD im LEBEN in den Zeiten der ABC WAFFEN


Die Jagd und Tötung von Menschen anstelle von Tieren

Vor etwa 10.000 Jahren wuchs die Bevölkerungszahl in bestimmten Lebensräumen aufgrund äusserst günstiger Bedingungen stark an. Nomadische Lebensweisen, die es ermöglichten, auf reiche Wildtierbestände zuzugreifen, wurden zunehmend schwierig, da viele Gebiete bereits von anderen Menschen bewohnt waren.

Individuen, die einst gefährliche Wildtiere wie Auerochsen gejagt hatten, standen plötzlich vor der Herausforderung, ihren Beitrag zur Ernährung der Gruppe zu leisten und gleichzeitig den Status des mutigen Jägers zu bewahren.

Dieses Phänomen könnte insbesondere im "Fruchtbaren Halbmond" aufgetreten sein, wo wir Zeugnisse für eine steigende Bevölkerungsdichte haben. Dort könnte die Idee entstanden sein, andere Menschen anstelle von Tieren als Beute zu betrachten und zu jagen.

Spätestens in den Zeiten, für die wir umfassende archäologische Zeugnisse haben, rund 5000 Jahre später, ausgehend von Mesopotamien, war die Kultur des Versklavens, Folterns und Tötens anderer Menschen ein fester Bestandteil der Politik menschlicher Gesellschaften wie Stämme, erste Staaten und Imperien geworden.

Doch nicht homo sapiens war ein anderer geworden, sondern seine Lebensumstände hatten sich grundlegend gewandelt. Heute läßt sich das aufgrund der evolutionären Selektion nicht mehr so eindeutig behaupten.

Die Homizid-Revolution und ihre epische Verehrung

Die grausame Gewalt gegenüber anderen Menschen war sowohl in den als fortschrittlich geltenden Zentren wie z.B. Athen, als auch bei den sogenannten Barbaren zu jener Zeit "normal". Keine andere Spezies quält und tötet ihre eigenen Artgenossen in dem Ausmass und auf die Weise, wie es seit damals der Mensch tut. Dies war ein Sündenfall von unvorstellbarer Grösse, der eigentliche Sündenfall!

Die Vielfalt der Erscheinungsformen dieser Gewalt- und Mordkultur im Kleinen und im Grossen ist unermesslich, doch sie basieren alle auf dem Recht des Stärkeren als Basis oder ultima ratio des menschlichen Zusammenlebens.

Die verschiedenen Menschenarten von homo erectus bis homo sapiens waren sicher nie in einem heutigen Sinne gut oder pazifistisch! Mord und Konflikte innerhalb und zwischen Gruppen haben zweifellos schon immer existiert. Allerdings war solches Verhalten vor der Homizid-Revolution eher die Ausnahme als die Regel. Angesichts der geringen Anzahl von Individuen, der natürlichen männlichen Neigung zur Aggression und insbesondere der Verfügbarkeit tödlicher Waffen wie z.B. Faustkeile oder Speere hätte die Menschheit sich sehr schnell selbst ausgerottet, wenn solche Ereignisse weit verbreitet gewesen wären.

Es ist von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass hier eine absolute Form von Primitivität vorliegt, die von einem überlegenen Geist gesteuert wird und eine quasi künstliche Natur annimmt, die in keiner anderen Spezies existiert. Die vermeintlich einfachen Menschen, die all die hunderttausenden von Jahren vor der Ära des verbreiteten Homizids lebten, waren bei weitem nicht so primitiv wie die Gewalttäter der letzten 10.000 Jahre und ihre Gesellschaften.

Der Blick auf all die phänomenalen zivilisatorischen Errungenschaften der letzten 10.000 Jahre verdüstert sich angesichts dieser Kultur des Zwangs und des Mordes - insbesondere im Zusammenhang mit den heutigen Waffentechnologien. Letztendlich wurde fast jeder zivilisatorische Fortschritt stets auch als Mittel für diese Tradition des Folterns und Abschlachtens von Artgenossen genutzt. Dies soll jedoch kein Urteil über die Zivilisation an sich sein. Die Nutzung eines Hauses als Folterkammer oder Gefängnis mindert nicht den Wert des Hauses selbst, das als Schutz vor Wetter und Jahreszeiten von unschätzbarem Wert ist.

Seit der Entstehung der Schrift haben bedeutende epische Werke wie die Ilias oder die Mahabarata aber auch andere Großkunstwerke wie Reliefs und Bauwerke die weit verbreitete Praxis des Menschen reflektiert, seine Mitmenschen innerhalb und ausserhalb seiner Gemeinschaften mit erschreckender Brutalität zu behandeln oder zu töten. Sie sind Zeugnisse einer epochalen Fehlentwicklung, indem sie in den Mythen von Kämpfern und Kriegsherren das Böse und das Töten von Menschen verherrlichen, was in Wirklichkeit niederschmetternd und verachtenswert ist.
Gleichzeitig hat sich jedoch auch eine Tradition der Gegenliteratur entwickelt, die mit dem Exodus-Mythos der Thora/Bibel begann.

Anstatt die Neolithische Revolution zu betonen ist es heute angesichts ABC-Waffen dringend erforderlich, die Homizid-Revolution zu thematisieren, im Zuge derer diese Kultur des Tötens, Folterns, Versklavens und Unterdrückens geschaffen wurde, später für die Sieger besungen wurde und bis heute ein prägender Zug der Geschichte geblieben ist.



Gegenkultur

Natürlich gab und gibt es eine tiefsitzende Kraft in den Menschen, diese grausame kulturelle Fehlentwicklung einzudämmen. Der durch die Sprachentwicklung ermöglichte Zusammenhalt innerhalb von Gruppen und zwischen Gruppen war über hunderttausende von Jahren ein Erfolgsgeheimnis der verschiedenen höher entwickelten homo-Arten, die sich über die ganze Erde ausgebreitet haben.

Mit der wachsenden Bevölkerungszahl jedoch wurde der Einzelne zunehmend weniger entscheidend für das Überleben der gesamten Gruppe. Sein Leben konnte in einem Konflikt um Ressourcen oder Territorium riskiert werden.

Heutzutage reichen all diese Bemühungen zur Eindämmung von Gewalt angesichts der Existenz von Massenvernichtungswaffen atomarer, chemischer und biologischer Art nicht mehr aus. Zwar war die Friedfertigkeit in den letzten Jahrtausenden nie dominant. Dennoch ermöglichte sie, dass das Leben nach Gewaltexzessen und Kriegen irgendwie weiterging.

Jetzt, wenn ein Einsatz dieser sogenannten "Overkill"-Waffen den Umfang von getöteten Menschen und zivilisatorischer Zerstörung auf ein Mass steigern kann, das eine Rückkehr zu einem friedlichen Leben unmöglich macht, können wir nicht mehr sicher davon ausgehen, dass "es immer irgendwie weitergeht".

Gewalt ist natürlich nur ein Aspekt des menschlichen Lebens. Doch was nützt all der unendliche kulturelle und zivilisatorische Reichtum, wenn das primitive, fehlgeleitete Recht des Stärkeren durch die Mittel des wissenschaftlich-technologischen Fortschritts, die jedes menschliche Mass übersteigen, die Zukunft der Menschheit grundlegend in Frage stellt?



Die Entstehung von Feindbildern

Im Verlauf der Kriegs- und Gewaltgeschichte der vergangenen 10.000 Jahre wurden die psychosozialen Mechanismen der Feindschaft leider tief verwurzelt. Ein beträchtlicher Teil der Menschheit kann zu grenzenlosem Hass gegen vermeintlich "böse Andere" angestachelt werden, ein Hass, der eng mit der Angst verbunden ist und der manchmal sogar den Überlebensinstinkt übersteigt.

Diese düstere Tradition hat dazu geführt, dass es überall auf der Welt genügend Menschen gibt, die keinerlei Hemmungen haben, ihre Mitmenschen zu quälen und zu töten. Diese Tätigkeit wurde im Laufe der Jahrtausende zu einem eigenständigen Berufsfeld mit zahlreichen Ausprägungen.

Die politische Macht manifestiert sich durch hierarchische und inoffizielle Strukturen in den verschiedenen Kollektiven. Das begünstigt den Missbrauch dieser Macht. Einzelne Personen oder Oligarchien, denen das Wohl anderer gleichgültig ist, können auf die Ressourcen von Staaten, Unternehmen oder kriminellen Organisationen zurückgreifen. Solche Machtpositionen führen oft dazu, dass die Mächtigen eine tiefe Verachtung gegenüber den gewöhnlichen Menschen hegen. Ihr Handeln hebt ab und wird nicht zuletzt von dem Streben nach eigener Grösse, aber auch von niederen Motiven wie Rache angetrieben.

In den Gesellschaften dreht sich vieles um den Kampf zwischen oben und unten, darum, wer mehr hat und wer sich sicherer fühlt. Diejenigen, die über die Ressourcen des Kollektivs verfügen, können Teile der Bevölkerung begünstigen und auf ihre Seite ziehen. Doch diese Bindung geht über blosse Instrumentalisierung oder Bestechung hinaus. Es geht um den Schutz der eigenen Gruppe und des eigenen Landes, um kollektive Ehre, Treue und Gehorsam als hoch angesehene Werte. Das Charisma von Führerpersönlichkeiten kann starken Zusammenhalt schaffen, oft durch das Schüren von Ängsten vor realen oder eingebildeten Feinden.



Das Sicherheitsparadox

Der Aufbau militärischer Macht in einer Gesellschaft, sei es zur Verteidigung gegen äussere Feinde oder zur Aggression gegen andere Gesellschaften, führt zur Entstehung von für Gewaltanwendung ausgebildete Individuen innerhalb dieser Gesellschaft. Das kann dazu führen, dass sie die Bürger innerhalb ihrer Gesellschaft tyrannisieren, die sie eigentlich schützen sollen. Militärische Kräfte können sogar versuchen, einen Staatsstreich durchzuführen.

Darüber hinaus tendiert eine militarisierte Gesellschaft dazu, sich in unnötige Kriege zu verwickeln, die letztendlich gegen ihre eigenen Interessen gerichtet sind. Der Fokus auf militärische Stärke kann dazu führen, dass diplomatische Lösungen vernachlässigt werden und Konflikte eskalieren, was letztendlich zu einem Verlust an Ressourcen, Menschenleben und Sicherheit führt. In dieser Hinsicht kann das Streben nach Sicherheit paradoxerweise zu einer erhöhten Unsicherheit und Instabilität führen.




Dumme Kriege aus der Tradition der Todfeindschaft und der Allgegenwart der Gewaltbereitschaft


Schon seit über einem Jahrhundert führen die Nationen fast zwanghaft sinnlose Kriege. Die Gründe liegen in den Eigendynamiken des Militarismus und in reaktionären Ideologien, die aus Verblendung Gewalt anwenden und ihre Gegner zerstören wollen. Nicht zu unterschätzen ist der Mythos des Krieges als Motor der Veränderung und als kollektive "Reinigung".

Schon der Erste Weltkrieg, den zu Beginn keine beteiligte Macht wollte, war geprägt von unklaren Kriegszielen und einem verheerenden Verlust an Menschenleben.

Der Zweite Weltkrieg mit seinen 55 Millionen Toten war ein surreal anmutender Konflikt, in dem Menschen einem fanatischen Massenmörder folgten, dessen Kriegsziele absurd und böse waren. Um ihn zu besiegen mussten sich die USA und die UDSSR zusammentun. Der Kalte Krieg brachte ideologische Kriege von Korea über Vietnam bis hin zu Afghanistan und Bosnien-Herzegowina hervor.

Der Zweite Golfkrieg war eine überstürzte Rache für die Ereignisse des 11. September, der Bürgerkrieg in Syrien eine humanitäre Katastrophe aus bösen Machtbeharren. Die Liste der Schrecken in Somalia, in der Ukraine und an anderen Orten ist immer unvollständig und ständig wachsend. Kein Krieg hat heute noch einen Sinn, der über den engen Horizont seiner Initiatoren hinausgeht.



Das Ende der Kriegsdividende

Die Vermeidung direkter militärischer Konfrontationen zwischen den beiden Grossmächten während des Kalten Krieges kann teilweise auf die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs zurückgeführt werden. In dieser Zeit waren viele noch nicht bereit, sich erneut in einen umfassenden Konflikt zu stürzen. Jedoch scheint der Schrecken des 2. Weltkrieges nun zu verblassen, da die letzten überlebenden versterben. Dies führt zu einer zunehmenden Neigung vieler Menschen, rücksichtslosen Hass zu schüren und destruktive Angriffe gegenüber anderen zu begehen. All die anderen Kriege der letzten 70-80 Jahre scheinen Ihnen keine Lehre zu sein.



"Drei-Körper-Problem"

Noch bedeutsamer für die Gefahrenlage der Welt ist jedoch, dass mittlerweile nicht mehr nur zwei, sondern drei bedeutende Atommächte existieren. China hat aufgeholt. Diese Konstellation ist weitaus instabiler als das bipolare Machtgleichgewicht des Kalten Krieges. Eine der Mächte, Russland, hat die Kriegsführung zur Staatspolitik gemacht und setzt willkürliche und grausame Gewalt als Mittel des Kampfes sowie als politisches Statement gegen den Liberalismus ein. Die USA, als führende militärische Supermacht, waren stets kompromisslos brutal in der Verfolgung ihrer eigenen Interessen. Manchmal auf sehr unkluge Weise!

Es wäre jetzt an der Zeit, dass die Menschheit das Militärwesen im Allgemeinen und insbesondere die Massenvernichtungswaffen grundsätzlich in Frage stellt. Doch anstatt dessen träumen "Realpolitiker" weltweit von einer Aufteilung der Welt nach Carl Schmitts Vorstellungen in drei Interessenszonen, deren jede für die beiden anderen Mächte tabu ist. Soll das das neue "Ende der Geschichte" sein?



"Schwäche" der Gewaltlosigkeit

Die Zivilität und Friedlichkeit, die in den meisten Ländern der Welt vorherrschen, dürfen uns nicht dazu verleiten, die wachsende Bedrohung durch diejenigen zu ignorieren, die das Recht des Stärkeren uneingeschränkt durchsetzen wollen. Die Mittel zur Ausübung von Macht sind heute unvergleichlich effektiver als je zuvor und dennoch wird die traditionelle Kultur der Gewalt, die selbst in die intimsten Bereiche des Lebens eindringt, von vielen als normal angesehen. Die Grundsätze des friedlichen Interessenausgleichs, die elementar für jede Art von Handel sind, werden in Frage gestellt oder vernachlässigt. Tatsächlich waren sie trotz der "Globalisierung" gegenüber dem Denken in Kategorien von Gewalt und Krieg nie wirklich vorherrschend.

Das Töten von Menschen, das seit Jahrtausenden ein tragischer Bestandteil der menschlichen Geschichte ist, gilt als unvermeidliche Realität. Selbst wenn viele Menschen keine direkten Kämpfer sind, unterstützen sie den Tod ihrer Feinde oder jener, die sie als solche betrachten. Das Fehlen von Feinden wird als Schwäche gesehen. Diese Einstellungen führen dazu, dass die ernsthafte historische Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen möglicherweise nicht ernst genommen wird.

Doch die vermeintliche die "Schwäche" der Gewaltlosigkeit ist in Zeiten der ABC Waffen "fitter" für das überleben der Spezies homo sapiens als jede Kämpferkultur. Diese "Schwäche" ist die eigentliche Stärke!



Tod

Es ist an der Zeit, sich der Realität des Todes zu stellen, der unseren Planeten fest im Griff hat. Ein wahrer Soldat oder Kämpfer akzeptiert seine eigene Endlichkeit und rechnet mit seinem Tod im Kampf. Wenn er auf diese Weise mit seinem Leben abgeschlossen hat, gewinnt er Mut und Entschlossenheit.

Viele Menschen fürchten sich im Frieden vor dem Tod, obwohl er ihnen nicht direkt droht. Diese Angst macht sie anfällig für Manipulation und Erpressung. Angesichts der globalen militärischen Spannungen und der Bedrohung durch ABC-Massenvernichtungswaffen ist es vernünftig, sich bewusst mit der Möglichkeit eines gewaltsamen Todes für uns und unsere Liebsten auseinanderzusetzen. Dabei sollte der Stolz eines freien Menschen eine Rolle spielen. Selbst wenn uns andere hassen und uns Schaden zufügen wollen, können sie uns unsere Würde und Ehre kaum nehmen, wenn wir den Tod nicht als das Schlimmste betrachten, sondern als einen unvermeidlichen Teil des Lebens, der im besten Fall erst im hohen Alter eintritt.

Nach unserem Ableben sind wir, egal an was wir für das Jenseits glauben mögen, nicht länger Teil dieser Welt und verpassen nichts mehr in ihr. Sich gegen diejenigen zu verteidigen, die unseren Tod oder unsere Freiheit wollen, ist trotz der Bedrohung durch ABC-Waffen unvermeidlich. Doch das dreht nur das ewig gleiche Rad der Geschichte weiter. Möglicherweise werden die Kombattanten in ihren letzten Momenten weiser, wenn ein grosser Weltkrieg ausgebrochen ist.



Polemos pater panton

Heraklit beschreibt das Zeitalter des Krieges in den Worten: "Krieg ist Vater von allen, König von allen. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien." Diese Aussage mag heute noch in bestimmten Kontexten relevant sein, wie etwa bei den Hells Angels, unter Verbrechern, in Diktaturen oder in Krieg führenden Nation.

Jedoch erscheint Heraklits Spruch angesichts der Existenz von ABC-Waffen hoffnungslos veraltet. Wenn jemand durch einen simplen Knopfdruck Millionen von Menschen töten kann, ist das einzig Kämpferische daran die Möglichkeit, dass er selbst dem gleichen Schicksal ausgesetzt sein könnte. Diese Form des Krieges oder Kampfes hat nichts mehr mit dem Mut und der Tapferkeit zu tun, die einst mit der Verteidigung der Heimat oder der Eroberung neuer Länder verbunden waren. Sie wird auch keine Könige oder Freien mehr hervorbringen.

Morituri te salutant!

Solange die Massenvernichtungswaffen existieren, besteht die reale Gefahr eines verheerenden Krieges. Für jene, die in peripheren Gebieten leben, mag zunächst die Möglichkeit bestehen, einem solchen Inferno zu entkommen. Jedoch besteht das Risiko eines nuklearen Winters, der durch die Freisetzung ausreichender Mengen Staub in die Atmosphäre entstehen könnte, was wiederum zu mehrjährigen Ernteausfällen führen könnte. Ob es dazu kommt, ist ungewiss und hängt von der Grösse des Konflikts ab. Jeder Krieg birgt das Potenzial für eine Eskalation.

Selbst ein begrenzter nuklearer Konflikt würde eine hohe Anzahl von Opfern fordern. Es ist vernünftig, dass wir unser Leben heute als hochgefährdet betrachten. Wir müssen bedenken, dass ein Atomkrieg durch die Hand eines Psychopathen oder durch unglückliche Umstände ausgelöst werden könnte.

Diese offensichtliche Erkenntnis bedeutet keineswegs, dass wir in Angst und Schrecken leben sollten. Jeder Tag, jede Stunde ist von eigenem Wert. Es ist wesentlich, dieser tödlichen Bedrohung ins Auge zu schauen. Die Vorstellung des eigenen Todes ist eine geistige übung, die uns innerlich von den Gefahren der heutigen Welt ein Stück weit befreien soll, um den Kopf frei zu bekommen für neue Lösungsansätze oder um die Chance zu einer änderung des Weltlaufs nicht zu verpassen, wenn sie denn erscheint.



Was tun!

Die Vielfalt und Komplexität dieser Welt ist derart überwältigend, dass sie nicht fassbar ist, während wir Menschen unsere alltäglichen Verpflichtungen erfüllen müssen. Der Drang zum überleben und die ständige Dynamik des gesellschaftlichen Geschehens üben eine beinahe unermessliche Kraft aus. Es scheint, als ob die Welt unaufhaltsam ihren vorbestimmten Kurs verfolgt. Dies verstärkt die Dringlichkeit der Fragen nach der Möglichkeit, die Welt zu verändern, sowie nach einem Ausweg aus der tödlichen Falle, in die die Menschheit durch die ABC-Waffen geraten ist.

Leider ist es schwierig, sich vorzustellen, wie diese Waffen vollständig abgeschafft werden könnten. Dies würde eine umfassende Abrüstung aller Militärs weltweit erfordern, da sonst niemand den Vorteil eines ABC-Waffenpotenzials aufgeben würde. Hätte die Ukraine ihre atomaren Waffen nicht abgegeben, wäre Putin nicht so leicht in das Land einmarschiert.

Wir haben momentan keine anderen Chancen, als die Alternative Leben oder Tod durch ABC Waffen so klar wie möglich zu kommunizieren. Wir müssen jegliche Formen von professioneller, kollektiver und ideologischer Gewalt unmissverständlich verurteilen und dafür streiten, die Strukturen der Macht zu verändern, um die Abschaffung der Gewaltmittel möglich wird - auch wenn dies derzeit utopisch erscheinen mag. Im Gegensatz zur Bewältigung der Klimakatastrophe könnten die ABC Waffen mit einem politischen Federstrich abgeschafft werden!

Wir sollten uns der einzigartigen Risiken und Gefahren bewusst sein, die mit dem Leben heute verbunden sind, ohne jedoch unsere Lebensfreude beeinträchtigen zu lassen. Im Gegenteil, wir kämpfen gerade gegen das drohende ABC-Inferno, weil wir unser Leben bewahren und unsere Lebensfreude erhalten wollen, wenn möglich.

Vor allem müssen wir die Botschaft dieser existenziellen Bedrohung, die wie ein Damoklesschwert über uns hängt, täglich und viel obsessiver in die Welt tragen.

Die Doomsday clock versucht bereits, das zu tun. Sie sollte jeden Tag in allen Medien so präsent sein wie der Wetterbericht.

Jede Nachrichtensendung sollte im Stil von Cato dem älteren enden. Er lebte in einer Hochzeit der Tötungskultur im antiken Rom und beendete jede seiner Reden mit dem Satz: "Im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss." Karthago ist mittlerweile zerstört worden. Heute lautet unsere Botschaft: "Im übrigen sind wir der Meinung, dass alle ABC-Massenvernichtungswaffen zerstört werden müssen."



Die nahe Zukunft

Noch befinden wir uns nicht in einem finalen Atomkrieg. Die Atommächte halten weiterhin ihre Stellungen und das Zeitalter des Rechts des Stärkeren nimmt wieder Fahrt auf. Jene, die geglaubt haben, dass die amerikanische und französische Revolution und die Demokratisierungen der letzten 200 Jahre eine neue ära eingeleitet hat, liegen falsch. Die durch die üblichen historischen Zufälle an die Macht gelangten Oligarchien und Herrscher haben längst wieder gelernt, deren Auswirkungen zu überwinden. IT und KI spielen ihnen in die Hände

Die drei grössten Atommächte werden die Welt unter sich aufteilen. Die kleineren Atommächte, einschliesslich neuerdings Japan, werden indirekt darunter leiden. Alle anderen werden dem neuen Diktat unterworfen sein. Taiwan und Südkorea könnten in diesem Prozess besonders blutige Konsequenzen erleiden. Indien und Pakistan werden ihren eigenen Bereich behalten und die demokratische Tradition fortsetzen. Afrika wird weiterhin ein umkämpftes Gebiet der Atommächte bleiben (Rohstoffe) und die Demokratie wird überall überwunden. Südamerika wird in eine neue ära der Militärjuntas zurückkehren.

In Bezug auf Mitteleuropa wird eine russische Atombombe, die eine Grossstadt zerstört, genügen, um aus der Bundesrepublik Deutschland einen russischen Vasallenstaat zu machen. Viele betrachten die sogenannte Neue Rechte als nationalistisch. Das ist jedoch eine irreführende Etikettierung. Natürlich sind sie rechts, da sie die Gewaltenteilung und repräsentative Demokratie ablehnen und gesellschaftlich unkontrollierte Gewalt, einschliesslich Konzentrationslager, für ein legitimes Mittel der Politik halten.

Die Anhänger der Neuen Rechten sind jedoch nur Opportunisten, die von Putin finanziert werden und die gerne oben mitschwimmen möchten. Wenn Russland die faktische Kontrolle über Deutschland übernimmt, wird die AFD unter einem Führer die alleinige Regierungspartei werden, unter der Aufsicht eines russischen Hochkommissars und eines russischen Geheimdienstes. Die schönsten Ecken Deutschlands werden zu russischen Ferienparadiesen.

Der Föderalismus wird abgeschafft, sämtliche Arbeitnehmerrechte ausgesetzt und die Gewerkschaften aufgelöst. Sozialleistungen werden drastisch gekürzt, während Menschen mit migrantischer Herkunft gar keine Sozialleistungen mehr erhalten. Ein beträchtlicher Teil der deutschen Bevölkerung wird diese Massnahmen ausdrücklich unterstützen. Sie bevorzugen es, selbst wenn es ihnen schlechter geht, dass es den Migranten noch schlechter geht.

Eine gross angelegte Säuberung wird stattfinden. Jeder, der durch Protest auffällt, wird sofort in neu errichtete Konzentrationslager in Sibirien eingewiesen, Zwangsarbeit leisten müssen und gefoltert werden. Viele von ihnen werden sofort hingerichtet. Obwohl diese Praktiken in Deutschland lange Zeit unterbrochen waren, sind sie nicht in Vergessenheit geraten. Die russische Expertise steht bereit.

Die finanziellen Mittel, die der Staat im sozialen Bereich einspart, werden eine grossen Teil der Reparationszahlungen an Russland ausmachen. Darüber hinaus wird es einen neuen Russlandsoli geben. Warum soll die deutsche Bevölkerung besser leben als die russische?

Die übrigen europäischen Länder, mit Ausnahme von Frankreich und England, werden sich einordnen und sich mehr oder weniger freiwillig der russischen Führung unterwerfen. Frankreich, unter einer rechten Regierung, wird eine Assoziation mit Russland eingehen, während England sich den USA anschliessen wird.

Die zunehmenden Auswirkungen der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten können nur im Rahmen diktatorischer politischer Systeme bewältigt werden. Die damit einhergehenden Härten gegenüber den Bevölkerungen werden auf historisch übliche Art und Weise bewältigt, wobei Kriege zwischen Staaten vermieden werden. Die verschiedenen Regierungen der Länder werden schrittweise den Verbrauch fossiler Brennstoffe für die breite Bevölkerung verbieten und ihn nur für die Anhänger und Eliten der herrschenden Klassen weiter zulassen.



Aufschiebung des finalen Kriegs

Die oben beschriebene Veränderung der Machtverhältnisse kann die Gefahr eines grossen dritten Weltkrieges vorübergehend verringern. Dennoch werden mit der Zeit neue Spannungen zwischen den grossen Machthabern entstehen. Ein Machthaber könnte sich bedroht fühlen, von den anderen überfallen zu werden und, basierend auf begrenzter Intelligenz jenseits der Herrschafts- oder Machtkompetenz, falsche Entscheidungen treffen.

Herrscher, die gemäss dem Prinzip des ungehinderten Rechts des Stärkeren sehr grosse Macht in den Händen haben, sind oft Teilgenies im Hinblick auf diese Macht. Sie haben ein sehr feines Gespür für die Gefährdungen ihre Herrschaft. Allerdings ist ihre Performanz in vielen anderen Bereichen oft eher durchschnittlich, was sie nicht von anderen Menschen unterscheidet. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Das Problem ist ihre Macht über viele Menschen. Fehler aufgrund mangelnder Fähigkeiten können sich äusserst negativ auf Gesellschaften auswirken, bis hin zur Anstiftung zu finalen Kriegen.

Gegenstrategien

Die Zivilgesellschaft ist machtlos gegenüber der brutalen Ausübung des Rechts des Stärkeren. Militärisch wird Deutschland nichts gegen die Atommacht Russland ausrichten können. Und die NATO wird Deutschland nur solange schützen, wie es sie gibt.

Dass der Individualismus plötzlich wieder neue ideologische Kraft gewinnt, ist höchst unwahrscheinlich. Zu groß sind die kollektiven Bedrohungen.

Doch was ist mit der Freiheit der Menschheit? Die könnte erst Wirklichkeit werden, wenn die militärischen und anderen Gewaltakteure abtreten und die in den letzten 10 0000 Jahren entstandene Menschheitsgeschichte nicht mehr von den Interessen einzelner Staaten und anderer partikularer Mächte dominiert wird.

Wie könnte man sich die Freiheit der gesamten Menschheit vorstellen? Sicherlich nicht in der Organisationsweise einer Ameisengesellschaft!



(21. Jahrhundert)